DIE REBSORTE TANNAT


Woher kommt der Tannat Wein?

Er zählt gewiss nicht zu den bekanntesten internationalen Sorten. Aber es ist durchaus möglich, dass wir in Zukunft mehr von dieser Rotweinsorte zu hören und zu schmecken bekommen. In seiner Heimat, dem Madiran, das in Südwestfrankreich, nördlich der Stadt Pau liegt, duftet ein sortenreiner Tannat vor allem nach roten Beeren, oft nach reifen Himbeeren. Dazu gesellen sich meist Noten von Gewürzen und Röstaromen, die vom langen Ausbau in Barriques stammen und dem Wein seine Komplexität verleihen. Am Gaumen zeigt ein Madiran eine außergewöhnliche Präsenz. Sie ist seinem Tanninen, der Säure, dem Körper, der Dichte und dem Volumen zu verdanken. Der französische Madiran ist ein viriler, anregender Wein, den man entweder einige Jahre warten lässt oder den man Stunden vor Genuss in eine Karaffe füllen sollte.


Ein außergewöhnlicher Wein mit ausgeprägtem Charakter

Erst Ende des 18 Jahrhunderts wird der Tannat zum ersten Mal schrifltich erwähnt. Wie sein Name bereits andeutet, besitzt er viele Tannine und ist "tanné", was nicht nur "gegerbt" heisst, sondern auch "dunkel gefärbt".  Wenn man heute von Tannat hört, dann nicht so sehr wegen des Madiran mit seinen 1300 Hektar Rebflächen, sondern wegen seiner Rolle in Südamerika. Nachdem der Malbec die Aufmerksamkeit der Weinliebhaber weltweit für Argentinien weckte, begegnet man dem aus Uruguay kommenden Tannat mit wachsendem Interesse. 


Tannat und seine französischen Wurzeln

Pascal Harriague aus dem französischen Baskenland gilt als der Vater des kommerziellen Weinbaus Uruguays. Er war 1838 dorthin emigriert und hatte sich in Salto an der Grenze nach Argentinien, heute die zweitgrößte Stadt des Landes nach Montevideo, niedergelassen. Dort hatte er das Gut La Caballada erstanden und beschlossen, Wein zu erzeugen. Er importierte Tannat über einen Mittelsmann angeblich aus oder über Argentinien. Ab 1870 oder 1874 begann er, sein Land zu bestocken und brachte es auf 200 Hektar Fläche mit ausschließlich Tannat. Heute ist Tannat die verbreiteste Rebsorte in Uruguay und stellt ein Viertel der knapp 9000 Hektar des Landes. Deutlich mehr als im Madiran. Im Gegensatz zu Argentinien und den traditionellen Anbaugebieten Chiles herrscht auch in Uruguay ein atlantisches Klima und die Niederschläge liegen auf dem gleichen Niveau wie in Madiran. Nur handelt es sich um ein flaches, nur sanft gewelltes Land mit recht fruchtbaren Böden und wärmeren Temperaturen als in Südwestfrankreich.

Wie zeigt sich ein Wein aus Uruguay?

Von der Farbe unterscheidet er sich nicht von seinem Ahn, dem Madiran, auch er besitzt ein ausgesprochen tiefes Rot. Doch in der Nase neigt die südamerikanische Version zu dunkleren Fruchtaromen, zu Brombeeren, reifen schwarzen Johannisbeeren, auch zu Beerenkompott. Am Gaumen zeigt sich oft eine höhere Reife und Samtigkeit. Bei vielen Weinen tritt die Frucht stärker hervor als beim Madiran. Zu den Barriquearomen gesellt sich bei den uruguayischen Weinen nicht selten eine Note von Eukalyptus. Was die Tannine bettrifft, sie sind in der Regel durchaus präsent, aber eingehüllter und weicher. Man spürt, dass die Trauben in einem wärmeren Klima reiften, selbst wenn die Weine eine gewisse Frische und Ausgewogenheit bewahren. Auch wenn die Madiran-Winzer in den letzten Jahren sehr an ihren Weinen gefeilt haben, so dass diese einen Großteil des früheren rustikalen Akzents verloren und sich auch früher öffnen, der Tannat vom Río de la Plata erweist sich als zugänglicher. Gerade darin aber besteht seine Chance. 


Der gesündeste Wein überhaupt?

Seit der Veröffentlichung der Forschungsergebnisse von Roger Corder in der Wissenschaftszeitschrift Nature gilt der Tannat als gesündester Wein überhaupt. Das klassische Keltern, unter anderem der meist sehr kurz gekelterte Tannat aus Uruguay, erzeugt dabei den höchsten Wert an Procyanidinen (Untergruppe der Polyphenole), die Herz- Kreislauferkrankungen vorbeugen sollen. Außerdem dienen diese als Radikalfänger. Gegenüber anderen Weinen liegt der Wert für Procyanidinen beim Tannat etwa 4 mal höher.

(Text von André Dominé)